Jüdischer
Friedhof

Der gute Ort.

Der Friedhof

Insgesamt stehen 286 Grabsteine auf dem „Guten Ort“ in Buttenwiesen – so die bei den Juden im deutschen Sprachraum gebräuchliche Bezeichnung für den Friedhof. Die ältesten der noch vorhandenen Grabsteine aus der Zeit um 1800 sind sehr bescheiden. Sie beweisen, dass die meisten Juden damals in ärmlichen Verhältnissen lebten und sich keinen größeren Grabstein leisten konnten. Die Inschriften sind ausschließlich auf Hebräisch. Das zeigt, dass Juden noch nicht in die Dorfgemeinschaft integriert waren.

Dies änderte sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Die Juden wurden nun Schritt für Schritt gleichberechtigte Bürger des bayerischen Staates und dann des Deutschen Reichs und engagierten sich vielfältig zum Wohl des ganzen Dorfes. Diese Integration kommt durch deutsche Inschriften auf den Grabsteinen zum Ausdruck. Aber die hebräischen verschwinden nicht, so dass die meisten Grabsteine dieser Zeit zweisprachig sind. Das Festhalten am Hebräischen ist ein Beleg dafür, dass die Juden trotz Integration und Assimilation ihren Glauben und ihre Kultur bewahrten.

Die Toten gehen zum Leben

Der jüdische Friedhof ist ein Spiegel der Buttenwiesener Ortsgeschichte. Zahlreiche wichtige Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Außerdem geben die Inschriften und Symbole tiefe Einblicke in das religiöse Leben einer israelitischen Kultusgemeinde.

Der jüdische Friedhof ist noch aus einem weiteren Grund bemerkenswert: 1919/20 war dieser fast vollständig belegt. Um Platz für zukünftige Bestattungen zu schaffen, wurde ein Teil des Friedhofs mit Erdreich aufgefüllt. Zuvor waren die Grabsteine umgelegt worden. Auf diesem Teilareal wurde 1950 der gemeindliche Friedhof eingerichtet. In Buttenwiesen befinden sich daher jüdische Gräber unter den Grabstellen von christlichen Verstorbenen.

Früher betraten die Besucher den Friedhof durch einen repräsentativen Eingang. „Die Geborenen gehen zum Tode und die Toten gehen zum Leben.“ bedeutete der hebräische Text über dem verschwundenen Portal. Neben diesem früheren Eingang zum Friedhof an der Stelle, an der jetzt eine Garage steht, befand sich das Leichenhaus, das sog. Tahara-Haus.

DOKU Teil 3

Der dritte Kurzfilm von Daniel Reichenberger und Johannes Haider zum Thema „Religion leben“ begibt sich auf die Spuren des religiösen Lebens der Buttenwiesener Juden und erzählt etwas über ihre Bräuche und Riten beim Thema Tod und Bestattung. Sprecherin ist Katja Schild vom Bayerischen Rundfunk, die Hintergrundmusik basiert auf Originalaufnahmen von Joed Sorek, Berlin.